Klarenthals Ökumene wird zu einer Hausgemeinschaft

Am Anfang der evangelisch-katholischen Freundschaft – oder kirchlich gesprochen: Geschwisterlichkeit – stehen zwei zum Verwechseln ähnliche Pfarrernamen. Der eine hieß Pfr. Welzel und der andere hieß Pfr. Wenzel. Dass die Namen der Pfarrer, die die Gemeindearbeit in Klarenthal zusammen mit ihren Ehrenamtlichen begründeten, so nah beieinander waren, das ist ein gutes Omen für alles, was danach kam, gewesen.

Jahrzehntelang, die ganzen 70er, 80er, 90er und 2000er Jahre lang fühlten sich katholische und evangelische Christinnen und Christen verbunden. Sie feierten gemeinsam einzelne Gottesdienste, sie feierten aber vor allem Feste miteinander und musizierten gemeinsam und sangen miteinander. Und die Fastnacht war ein gemeinsamer Höhepunkt des Jahres. Manche Familien konnte man nur schwerlich ausschließlich der einen oder der anderen Gemeinde zuordnen, so „lebten und webten“ sie über ihre Grenzen hinaus bei den anderen mit.

Aber spätestens ab den 2000er Jahren wurde die katholische Kirche zu einer Kirche mit immer weniger Pfarrern, Gemeinde- und Pastoralreferenten und -Referentinnen. Pfr. Welzel war schon der letzte katholische Pfarrer für Klarenthal. Am Ende zweier Jahrzehnte unaufhaltsamer Schrumpfungsprozesse gibt es in Wiesbaden noch drei katholische (Groß-)Gemeinden. Klarenthal blieb immerhin als Kirchort erhalten, und daran hatte Dr. Wolfgang Rollig großen Anteil, der als ehrenamtlicher Leiter viele wesentliche Aufgaben der hauptamtlichen Vorgänger übernahm.

Und seit ca. 3 Jahren hat ein ähnlicher Schrumpfungs- und Konzentrationsvorgang auch die evangelische Kirche in Wiesbaden erfasst. Er nennt sich „EKHN 2030“, d.h. „Evang. Kirche in Hessen und Nassau im Jahr 2030“. Auch hier ähnelt sich das Schicksal der Gemeinden Klarenthals mit dem Unterschied, dass Pfr. Liermann bis auf Weiteres noch Pfarrer für Klarenthal bleiben wird.

Als klar wurde, dass sich die katholische (Groß-)Gemeinde St. Peter und Paul, zu der St. Klara gehört, mit dem Gedanken trug, das Gemeindezentrum St. Klara zu verkaufen, wurde etwas Neues in Gang gesetzt. Im Sommer 2023 unterzeichneten beide Gemeinden eine Absichtserklärung, die besagt, dass die katholische Gemeinde sich mit der evangelischen das jetzige evangelische Gemeindezentrum künftig teilen will. Es würde dann den Namen „Ökumenisches Gemeindezentrum Klarenthal“ tragen.

In diesem Frühjahr hat vorausschauender Weise eine kleine Gruppe in Verwaltungs- und Rechtsfragen erfahrener, kirchenverbundener Ehrenamtlicher unter der Leitung von Detlef Grohmann (Evang. Kirchenvorstandsvorsitzender) und Dr. Wolfgang Rollig, Pfr. Schmitt (kath.) und Pfr. Liermann (evang.) einen Vertrag über eine solche Zusammenlegung erarbeitet. Wenig später wurde bekannt, dass die Stadt Wiesbaden die Immobilie „St. Klara“ sehr bald kaufen wird! Das war der Moment, welcher…!

Die Repräsentanten beider Gemeinden werden am Pfingstmontag nach einem festlichen Gottesdienst diesen neuen Vertrag über die Zusammenarbeit unter einem gemeinsamen Dach in Anwesenheit vieler Gäste unterschreiben. Damit beginnt noch einmal ein ganz neues Kapitel der Klarenthaler Kirchengeschichte!  Dieses erste „Ökumenische Gemeindezentrum“ Wiesbadens und des katholischen Bistums Limburg wird zwar ein Ort evangelischen Gemeindelebens bleiben, aber gleichzeitig auch zu einem Ort katholischen Gemeindelebens werden. Wir werden uns als Gemeinden dabei ständig begegnen und bereichern - viel häufiger und näher noch als bisher. Dabei möge uns Gott mit seinem Heiligen Geist immer wieder Rückenwind verleihen!